Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Bewerbungsprozess?
Ich wollte dieses Thema mal aufgreifen, weil ich selbst derzeit wieder Bewerbungen verschicke.
Ich habe bisher eine Ausbildung, studiert und bereits Berufserfahrung, bin 30 Jahre alt.
Bereits vor Jahren, als ich mich für meine derzeitige Stelle bewarb, oder auch für die Ausbildung, machte ich die Erfahrung, dass zahlreiche Firmen den Bewerber überhaupt nicht ernst nehmen und die nötige Professionalität vermissen lassen, die sie selbst an Bewerber stellen.
Ich lese hier ja auch gelegentlich mit und sehe mich in vielen Kommentaren bestätigt.
Der Bewerbungsprozess in Deutschland ist meines Erachtens zu einer lächerlichen Farce verkommen, der eine Professionalität lediglich suggeriert.
Natürlich hat jede Bewerbung den einen oder anderen Makel, und es geht auch nicht darum, dass man enttäuscht ist, wenn es irgendwo nicht geklappt hat, wo man Hoffnung reingesetzt hat.
Es geht mir mehr um das Ganze Procedere, das es so schwierig macht, dass Firma und Angestellter hier in Deutschland erst nach zähem Hickhack zueinander finden.
Angefangen vom BEWERBUNGSRATGEBER:
- "Schreiben Sie keine Extremsportarten als Hobby hinein, das könnte leichtsinnig und unverantwortlich rüberkommen", "Schreiben Sie ruhig Extremsportarten als Hobby hinein, das macht sie als Person interessanter und zeigt dass Sie auch mal etwas riskieren",
"Schreiben Sie ein Hobby nur hinein, wenn es direkten Bezug zum Job hat", "Schreiben Sie nicht nur Hobbies hinein, die direkten Bezug zum Job haben, sonst denkt Ihr Gegenüber Sie hätten überhaupt keine Freizeit und sind Workaholic."
"Führen Sie jedes soziales Engagement unbedingt auf, damit die Firma sieht, dass Sie teamfähig sind", "Führen Sie nicht unbedingt jedes soziales Engagement auf, sonst könnten Sie den Personaler als Gewerkschaftsmitglied verschrecken", usw.
"Führen Sie nicht den FC Schalke 04 als Hobby an, Ihr Chef könnte ein Borussia-Dortmund-Fan sein", Führen Sie nicht Borussia Dortmund als Hobby an, Ihr Chef könnte ein Schalke-Fan sein, usw.
Ich will mit dieser überspitzten Gegendarstellung in den Beispielen sagen, dass schon hier zahlreiche Uneinigkeiten in den Empfehlungen sind, die sich oft um 180 Grad drehen.
Man kann im Prinzip in alles negative Auslegung finden. Dass hier Unsicherheit schon in diesem Bereich herrscht, zeigen Threads wie "Privates Traden im CV angeben?".
Jetzt könnte man auch hier wieder die Ableitung herholen: Wenn jemand genug Geld hat zum Traden, dann strengt er sich womöglich im Job nicht mehr an, weil er/sie "satt" ist.
Keine Hobbies im CV angeben? ==> "Hach ne, den nehmen wir nicht - der hat ja gar keine Hobbies." "Hach ne, den nehmen wir nicht - der hat geschludert und seine Hobbies im CV vergessen."
Warum ist es so schwer in Deutschland einfach nur seine Hobbies anzugeben? Warum gibt es den traurigen Zustand, dass man seine Freizeitaktivitäten je nach Anforderungsprofil und Firma "ausrichten" muss anstatt einfach nur authentisch hinzuschreiben, was man gerne tut?
Irgendwann im Laufe der Zeit bekommt man ja als Kollege/Vorgesetzter sowieso mit, was jemand macht. "Ah, Sie sind Dortmund-Fan? Wusste ich gar nicht! Warum haben Sie das nicht in ihren CV geschrieben?" "Weil ich nicht wusste, wie das bei Ihnen ankommt!" Und unterschwellig nimmt man wahr: Hier wurde eine Info bewusst weggelassen, um an die Stelle zu kommen - was hat der Typ sonst noch zu verbergen?
Wie ist denn nun der richtige Weg? Das kann anscheinend keiner sagen. Die Bewerbung soll etwas konformes, etwas "angepasstes" sein, aber es gibt es gänzlich gegensätzliche Positionen, die eine Konformität total unmöglich machen.
-------------------------------------------------
- Punkt:
Die Fixierung auf die Schwächen.
Mir ist schon bewusst, dass ein Bewerbungsverfahren immer ein Auswahlprozess einer 1:1-Relation ist. Auf 1 Arbeitsstelle kommt genau 1 Arbeitnehmer und bei 100 Bewerbungen müssen natürlich Vorzüge eines anderen gefunden und entsprechend gesiebt werden.
Die meisten Firmen - so bisher meine Erfahrung - nutzen dann das Kriterium der Berufserfahrung, wenn sich jemand mit Spitzennoten und ziemlich "unangreifbaren" CV bewirbt. Der 50-jährige sehr Berufserfahrene wird trotzdem nicht eingestellt. Zu alt. Vielleicht noch zu teuer. Und wenn er langzeitarbeitslos ist, dann wird er sowieso irgendeinen gravierenden Makel haben, sonst hätte er ja längst einen Job.
Ich habe mal vor Jahren für die Ausbildung eine Online-Bewerbung an einen großen Elektronikkonzern geschickt.
Im Anforderungsprofil stand: Mathematik: gut. Und natürlich noch zahlreiche andere Anforderungen.
Ich bin damals Samstags um 23 Uhr auf die Konzernwebseite gegangen und die Online-Bewerbung abgeschickt. Während der Bewerbung musste man einige Tests schon machen (also so ne Art Mini-Assessment-Center) und die ganzen Zeugnisnoten in ein Mailformular eintragen, wo dann alles schön datenbankmäßig abgespeichert wird.
Ich hab den Vorauswahl-Test mit gutem Ergebnis abgeschlossen, alle Noten in die Felder eingetragen, Anschreiben nochmal durchgesehen, usw.
Gegen 00:30 Uhr hab ich dann die Bewerbung abgeschickt und zockte noch etwas am PC. Ich staunte nicht schlecht, als gegen 2 Uhr das Mailprogramm aufploppte. Da war bereits die Absage-Mail drin. "Leider können wir Sie nicht berücksichtigen, weil blablabla".
Interessant war die Uhrzeit. Ich konnte 100% sicher sein, dass keine menschliche Arbeitskraft die Bewerbung je gesichtet hat. Und dafür hab ich ne halbe Stunde Test gemacht und eifrig an der Bewerbung gearbeitet.
Ich wollte allerdings wissen, woran es lag, dass der PC mich aussortierte und hab dann den Lackmus-Test gemacht. Ich hab das Anforderungsprofil noch mal direkt abgeglichen und im Prinzip nur eine Stelle gefunden, woran es abwich. Nämlich die Mathenote. Gut war verlangt - ich hatte eine 3. Hatte die auch ehrlich eingetragen, warum soll ich da lügen? Ich war in dem Bereich ehrlich.
Die Stelle hab ich abgehakt, aber ich hab dann am frühen Morgen trotzdem nochmal eine Bewerbung abgeschickt, nur eben mit der 2.
Hier kam keine php-Antwortmail zurück, sondern nach ca. 2 Wochen: Man sei in der näheren Auswahl. Bitte geben Sie uns noch Zeit. Ende vom Lied war, dass die sich gar nicht mehr meldeten.
Wie gesagt, ein großer Elektronikkonzern. War das fair mir als Bewerber gegenüber? Wäre es nicht ehrlicher gewesen, die Firma hätte in ihr Anforderungsprofil geschrieben: Mathenote: Gut und besser (Ausschlusskriterium!) ? Oder noch deutlicher: Sparen Sie sich eine Bewerbung, wenn ihre Mathenote das Kriterium "Gut" nicht erfüllt, egal, wie Ihre zusätzlichen Qualifikationen sind.
Das will sich das Unternehmen offenbar nicht geben, aber es wäre der fairere Weg, weil man als Bewerber oft ein paar Stunden Zeit in eine gute Bewerbung steckt. Arbeitszeit und Energie, die man sich sparen könnte.
Bei normalen Jobs läuft es ähnlich schablonenhaft. Auf was hoffen die Firmen? DEN Hero zu finden?
-------------------------------------------------
Der 3. Punkt knüpft da auch an.
Genauso wie der oben beschriebene PC m.E. den geeigneten Kandidaten treffsicher finden kann, weil der PC gar nicht imstande ist abzuwägen, um wieviel wichtiger die Zusatzqualifikationen sind im Vergleich zu einer etwas schlechteren Mathenote, genauso wenig können oft Personalerinnen und Personaler die fachliche Qualifikation einer Bewerbung beurteilen.
Ich möchte das nicht despektierlich ausdrücken, aber im Prinzip sind Recruiting-Abteilungen eine fast überflüssige Schaltstelle; ein Sekretariat der Fachabteilungen.
Der Prozess läuft doch so: Fachabteilung sagt: Wir brauchen einen guten SAP-Experten. Die Fachabteilung formuliert die Stellenausschreibung - klar, woher soll die Personalabteilung auch wissen, was genau benötigt wird?
Die Recruiting-Abteilung inseriert das ganze dann im Web, in den Tageszeitungen, usw. Es treffen dann die Bewerbungen ein.
Und hier wird es kritisch. Die Recruiting-Abteilung muss nun feststellen - wer ist geeignet und wer nicht? Sie muss die Bewerbungen sichten und fachlich vorbeurteilen, um schon einmal festzustellen, wer überdurchschnittlich etwas kann und wer nicht.
Und das auch noch für alle Fachabteilungen. Das kann sie meiner Meinung nach oft nicht.
Aus genau diesem Grund werden die Bewerbungen vielversprechender Kandidaten dann an die jeweiligen Fachabteilungen weitergeleitet.
Sprich: Als Bewerber muss man zusehen, dass man es schafft, die Recruiting-Abteilung davon zu überzeugen, dass man an die jeweilige Fachabteilung weitergeleitet wird.
Hier sind schon fast psychologische Kenntnisse en detail gefragt.
Man muss die Bewerbung so aufbauen, dass man einem fachlichen Laien (Personaler) seine fachliche Qualifikation rüberbringt und gleichzeitig darf es bei einem Experten (Fachabteilung), der dieselbe Bewerbung zu sehen bekommt, nicht laienhaft aussehen. Ein schwieriger Grad.
Schreibt man als Bewerber auf eine SAP-Experten-Stelle, man beherrsche ABAP, dann müssen die Personaler oft erst mal googlen, was ABAP überhaupt ist. Qualifikationsableitende Bewertung ist in vielen Personalabteilungen gar nicht vorhanden. Führt man nicht explizit an: "Ich beherrsche SAP, Modul XY auf Expertenniveau und
programmiere darüber hinaus seit Jahren in der Programmiersprache ABAP", dann hat man es schwer, überhaupt in die Fachabteilung durchgestellt zu werden, obwohl das vielleicht genau die Person ist, die die Leute dort suchen.
Kriminell wird es vor allem dann, wenn den Personalern quasi freie Hand bei der Bewerberauswahl gelassen wird und diese ohne Rücksprache selektieren. Die Personalabteilung schaut womöglich eher nach den "softeren" allgemeinen Kriterien (Aufbau der Bewerbung, Schlüssigkeit des CV, usw.), und schickt womöglich dutzende Leute in die Wüste, die fachlich die Stelle getroffen hätten.
Im Extremfall bekommt dann jemand die Stelle, der einigermaßen leidlich auf gehobenem Niveau die Software bedienen kann, aber von jedem echten Experten in der Performance um Längen abgehängt würde.
Sprich: Recruiting-Abteilungen können oft nur oberflächlich beurteilen, ob ein Bewerber wirklich fachlich qualifiziert ist oder nicht.
Als Bewerber muss man nicht selten den aberwitzigen Grad finden, die Recruiting-Abteilung oder - noch eine Spur krasser - die PCs als Hürde zu überwinden, um zu denjenigen, die überhaupt eine fachliche Qualifikation wirklich beurteilen können, durchgelassen zu werden.
-------------------------------------------------
- Punkt: Die Ernsthaftigkeit einer Stellenausschreibung
Eine Bewerbung ist immer eine Investition. Sowohl für die Firma als besonders auch für den Bewerber. Die Firma verlangt quasi immer eine perfekte Bewerbung - das kann sie auch erwarten. Aber darf der Bewerber nicht im Gegenzug auch etwas dafür erwarten. Zumindest seriös behandelt zu werden.
Ich hab vor 3 Jahren bei einer Firma gearbeitet, die vor allem in großen Pilotprojekten macht (Einführung von großen Maschinen in Werken als Test usw.). Dabei habe ich direkt Kontakt mit der obersten Führungsperson gehabt. Es kommt durchaus gelegentlich in der Branche vor, dass Maschinenbauhersteller ihre riesigen Maschinen kostenlos als Test aufbauen, um das Werk von der Performance und der Leistungsfähigkeit zu überzeugen und dabei Material und sogar die Arbeitszeit gratis zur Verfügung stelle, in der Hoffnung einen richtig großen Auftrag zu erhalten, wenn die Maschine überzeugt. Es gibt allerdings auch Moral Hazard - nämlich dass eine Firma sich so ein Gratis-Muster für ein paar Wochen aufbauen lässt, um ihre Kapazität für einen Auftrag auszuweiten und dann nach Erledigung sagt: War nett, aber ist doch nicht für uns das Richtige. Außer Spesen für die Firma dann nix gewesen.
Aus diesem Grund war der Geschäftsführer der Meinung: Vollkommen kostenlos gibt es nichts. Und diesen Satz hab ich mir gut gemerkt: "Jede Investition muss grundsätzlich Ernsthaftigkeit beider Parteien erkennen lassen. Etwas kostenlos anzubieten ist nichts wert. Beide Parteien müssen ungefähr den gleichen Aufwand haben." Aus diesem Grund bot die Firma nie Maschinen gratis zum Test an, sondern ließ sich - im Gegensatz zu manchen Mitbewerbern Anfahrt, Arbeitszeitaufbau, usw. wenigstens rabattiert bezahlen.
Der Firma entgingen dadurch sicherlich die einen oder anderen Aufträge, weil manche Unternehmen sich scheuten, die Kosten für einen Testaufbau zu zahlen. Andererseits hielt sich die Maschinenbaufirma dafür aber auch Moral-Hazard-Kunden vom Leib, die nur darauf aus waren, entweder Produktionskapazitäten zu überbrücken oder aber nach DER Super-Maschine suchten, die erst noch konstruiert werden muss.
Eine Bewerbung ist nichts anderes als eine Investition.
Was allerdings kaum bewusst wird: Der Aufwand ist für den Bewerber viel größer geworden und für die Firma viel kleiner.
Ein richtig ausgefeiltes Anschreiben zu formulieren dauert schon mal 1 Stunde. Man muss immer wieder darauf achten, prägnant zu formulieren, die Sätze mit dem Anforderungsprofil abzugleichen, darauf achten, dass man als Fachexperte auch erkannt wird, dann darf das Schreiben eine A4-Seite nicht übersteigen, usw.
Wer das Schreiben zu lesen bekommt, überfliegt es meist in 2-3 Minuten.
Hier stehen 1 Stunde vs. 2-3 Minuten.
Muss man jede einzelne Note und jedes einzelne Zeugnis noch irgendwo eintragen und hochladen, dann hat man ebenfalls zeitlichen Aufwand.
Seit der Online-Bewerbung ist der Aufwand für die Firma viel kleiner geworden. Und damit gerät die Ernsthaftigkeit einer Investition in den Hintergrund. Folge: Immer mehr nice-to-have-Jobstellen werden ausgeschrieben, die überhaupt nicht ernsthaft besetzt werden.
Ich bewerbe mich aus ungekündigter Stellung oft auf Stellenausschreibungen bei monster.de und habe dazu auf meiner Festplatte zu jeder Firma einen Aktenordner angelegt, wo jede Stellenausschreibung und praktisch der gesamte Bewerbungsprozess drin abgespeichert werden. Sehe ich eine Stellenanzeige, die passen könnte, dann wird die als allererstes auf dem PC abgespeichert und mit Datum versehen. Da ich nie etwas lösche, was ich mal als Korrespondenz geführt habe, befinden sich somit auf meiner Festplatte noch zahlreiche Ausschreibungen von 2004-heute.
Da ich regelmäßig immer wieder checke, wie der aktuelle Status zu etwas ist, kann man anhand der Chronologie feststellen: Hier suchen sich Firmen offenbar einen Wolf oder aber sie verarschen die Leute.
Ich hätte nicht übel Lust, bei manchen den Kladderadatsch komplett auszudrucken, und hinzuschicken mit dem Kommentar: "Sie suchen doch schon seit 7 Jahren immer für die gleiche Stelle - haben Sie den Traumprinz oder die Traumprinzessin immer noch nicht gefunden oder woran liegts?"
Ob eine Stelle ernsthaft ist, kann man auch gut daran erkennen, wie generell der Prozess der Bewerbung abläuft. Bekommt man eine Eingangsbestätigung? Heute nur noch selten, früher war das besser.
Bekommt man überhaupt noch mal einen Status? Man wird heutzutage überdurchschnittlich ohne Antwort gelassen.
Ich persönlich bin es aus der täglichen Praxis so gewohnt, dass ich schon eine Bewerbungsmappe oder Online-Bewerbung wie ein Verkaufsgespräch behandele. Sprich: Ich führe genau Buch, wann ich mich wo, bei wem beworben habe.
Und dazu mache ich mir in Outlook Einträge, die mich in 3 Wochen spätestens daran erinnern: "Bewerbung Firma XY vor 3 Wochen versendet - wie ist der aktuelle Status". Und dann hake ich nach, falls sich nichts getan hat.
Meist kommt dann die Vertröstung "wir brauchen noch etwas Zeit für die Bewerberauswahl, da uns so viele erreicht haben, blabla".
Meine Reaktion: Gut, nochmal 4 Wochen später Outlook-Eintrag setzen. Und dann hake ich wieder nach. Entweder kommt dann nichts mehr, die Mappe zurück oder noch eine zeitliche Vertröstung.
Ungelogen und vielleicht werde ich den Firmennamen mit der ganzen Korrespondenz mal veröffentlichen: Eine Firma hat mit nach 1 Jahr und 8 Monaten die Mappe zurückgeschickt, dass man die Stelle anderweitig besetzt habe. Keine kleine Firma. Ich dachte echt, ich spinne.
Zumal in den Personalabteilungen meiner Ansicht auch gelogen wird, was das Zeug hält. Von den Bewerbern wird immer Ehrlichkeit als Maxime verlangt, aber selbst hält man es damit oft nicht so.
Hatte mal bei einer Distributionsfirma eine Mappe hingeschickt. Da ich akribisch Buch führe, was ich an Dokumenten wegschicke, da ich u.a. auch Arbeitsproben oder Muster von etwas beilege, die ich natürlich gerne wieder zurückhätte und nicht damit einverstanden wäre, wenn diese bei einem möglichen Konkurrenten verbleiben,
kommt es durchaus vor, dass ich dann in der Tabelle eintrage:
Abgeschickt: Blaue Mappe, Dokumente A-Z.
Nach 2 Wochen frage ich bei der Personalerin nach: Was ist denn mit der Bewerbung. Hab keine Bestätigung bekommen. "Wir haben von ihnen nix bekommen!" Ich frustriert. Na gut, nochmal eine hingeschickt, diesmal laut Tabelle eine Graue Mappe.
Wieder 2 Wochen keine Meldung. Selbst auf E-Mail-Anfrage nix. Ich rufe nach 4 Wochen an. Am Telefon sagt mir irgendwer: Von ihnen liegt nix vor. Ich komme mir ehrlich gesagt verarscht vor, gleiche die Adressen nochmal genau ab, aber alles war korrekt. Ich frage, ob ich persönlich vorbeikommen soll und meine Mappe abgeben soll. Da vertröstete man mich, dass man "noch mal im Posteingang schauen werde".
Nach ca. weiteren 2 Wochen und 3-4 Mails kam dann endlich wenigstens eine Mappe zurück. und zwar die blaue (erste), die angeblich nicht angekommen ist. Ich frage wieder nach, was denn mit der zweiten Mappe sei? Antwort: Was wollen sie denn, sie haben doch eine Mappe zurückbekommen? ==> Und die zweite?
Hab ich nie mehr gesehen.
Die Stelle war zudem danach noch ein dreiviertel Jahr lang ausgeschrieben. Hab der Geschäftsleitung dann diesen Umstand geschildert und die hat auch nichts unternommen.
Erst als zu diesem Distributionsunternehmen geschäftliche Berichte bei heise oder zdnet veröffentlicht wurden, hab ich den Bewerbungskäse mal dort breitgetreten mit Link zur Firmenseite. Offenbar hat man das dann kapiert, weil man den Backlink zu der Story feststellen konnte und nahm das Stellengesuch dann endgültig heraus, um negative Foren-PR zu vermeiden.
Ich könnte noch zig Seiten schreiben, habe noch viel mehr solcher Fälle dokumentiert und werde auf jeden Fall auch noch mal in größerem Rahmen die Öffentlichkeit zu diesem Thema suchen.
Ich persönlich finde, dass der Bewerber von vielen Firmen heutzutage nicht ernst genommen wird, ja sogar verarscht wird.
Es gibt in Deutschland keinen Fachkräftemangel, sondern die Firmen sollten mal überlegen, was sie wirklich wollen und brauchen.
Allein die Umstände zur Zeitarbeit sind eine Farce und wieder ein anderes Thema.
Es wäre vielleicht mal an der Zeit, ein Portal wie jobwatch einzurichten, wo man Stellenausschreibungen als Bewerber mal kommentieren könnte. Bin mir sicher, dass dann zahlreiche Firmen sich 2x überlegen, ob sie diesen ganzen Prozess nicht fairer und transparenter gestalten.
Für alle, die bis hierhin schon mal durchgehalten haben - danke fürs Lesen :-) .
Wichtig sind mir vor allem aber eure Kommentare und Meinungen zu dem Thema.
antworten